SR Zeitzeugen - Hermann Hille zu Problemen im Hochofen

SR Zeitzeugen - Hermann Hille zu Problemen im Hochofen

Audio | 01.01.2004 | Dauer: 00:01:00 | SR.de - SR

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Das Horror-Szenario ist ein Durchbruch, glaube ich. Das heißt, das Eisen sucht sich aus dem Ofen selbst einen Weg. Das feuerfeste Mauerwerk, was drin ist im Ofen, um das zu verhindern, ist an einer Stelle verschlissen. Das ist nicht erkannt worden, man kann ja nicht reingucken in einen Ofen. Es wird zwar heute an modernen Öfen unendlich viel mehr mit Messtechnik gemacht, als das früher an den Öfen möglich war. Wenn das also irgendwo rausläuft, wo es nicht soll, dann sind das feuerflüssige Massen – und ein Hochofen ist gekühlt, da ist dann auch noch Wasser vorhanden. Das geht dann schon richtig zur Sache. Da wird es erst mal sehr heiß und sehr laut, weil es Explosionen gibt. Da werden auch Dinge zerstört, die daneben sind, Stahlkonstruktionen oder so etwas. So etwas wünscht man keinem noch so unbeliebten Kollegen. Dabei geschieht es normalerweise überraschend. Wenn es mal so weit ist, dass man am Panzer, der den Ofen umschließt, eine rote Stelle sieht, dann ist es meistens zu spät. Das reicht dann noch, dass die Leute - ich sag jetzt mal etwas übertrieben – gemessenen Schrittes beiseite gehen - also natürlich, die Leute, die sich auskennen. Die versuchen dann nicht was zu retten, die gehen weg. Da kann man nichts mehr retten. Da kann man den Ofen möglichst schnell stillsetzen, d.h. außer Betrieb nehmen. Das geht auf jeden Fall. Die Öfen waren einfach aus Mauerwerk aufgebaut und hatten dann so Stahlringe rundherum, wie ein Kamin das hat. Kennt jeder von einem großen Fabrikschornstein, wenn er nicht aus Beton ist. So wie das früher war, ein Ziegelmauerwerk. Jedenfalls ist folgendes passiert: Das Material ist im Ofen nicht gleichmäßig nachgerutscht, es ist hängen geblieben. Man spricht dann tatsächlich vom „Hängen des Ofens“ – und unten drunter hat sich ein Hohlraum gebildet, weil unten weiter durchgeschmolzen wurde. Und dann ist das Material irgendwann gefallen. Und wenn man sich vorstellt, wenn so vielleicht 200 Tonnen, ich weiß es nicht genau, vielleicht auch 300 Tonnen mit einem Schlag runterfallen und da ist kein Panzer drum herum, dann ist das auseinandergeflogen. Und unten und oben war die Mannschaft. Da hat es damals elf Tote gegeben. Das kann heute nicht mehr passieren. Die heruntergefallene Platte aus Eisen wurde dann zu einer Gedenktafel für die Toten umgestaltet.

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